Zukunftsimpulse für die „Heimerziehung“

Bundesministerin Franziska Giffey eröffnet Transfertagung - Pressemitteilung vom 24. März 2021
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Franziska Giffey

Die Gestaltung des Aufwachsens in öffentlicher Verantwortung zu einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe machen! - Transfertagung des Zukunftsforums Heimerziehung

Die „Heimerziehung“ soll positive Lebensbedingung für Kinder, Jugendliche und ihre Familien schaffen und bietet dafür vielfältige familienunterstützende und -ergänzende Angebote an. Sie stellt gleichsam eine der intensivsten öffentlichen Interventionen in den Lebensverlauf junger Menschen dar. In kaum einem anderen Bereich übernimmt der Staat eine vergleichbar große Verantwortung für das persönliche Leben und die soziale Teilhabe von Kindern und Jugendlichen. Die Formen der „Heimerziehung“ sollen einen Beitrag zur gesellschaftlichen Teilhabe junger Menschen sowie ihrer Familien leisten und sind mit Fragen des Bildungszuganges, Auswirkungen von Armutslagen und sozialer Ausgrenzung konfrontiert. „Heimerziehung“ wird daher auch als Bestandteil von gesellschaftlicher Stigmatisierung von den jungen Menschen wahrgenommen, so dass der Begriff selbst für das Leben in Wohngruppen in Frage steht.

Junge Menschen, Eltern, Fachkräfte und wissenschaftliche Expert*innen arbeiteten in einer zweijährigen Initiative gemeinsam heraus, wie „Heimerziehung“ als Lebensort stark gemacht und als gesellschaftlich anerkannter und anerkennender Ort für junge Menschen und ihre Eltern erfahrbar werden kann. Ohne Nachhaltigkeitsperspektive wird das nicht gehen, dies zeigt das Abschlusspapier der Initiative Zukunftsforum Heimerziehung und ist auch Erkenntnis der vom BMFSFJ geförderten bundesweiten digitalen Transfertagung des Zukunftsforums Heimerziehung am 23.03.2021 – www.transfertagung-heimerziehung.de.

Bundesjugendministerin Franziska Giffey hat die Transfertagung mit einer Videogrußbotschaft eröffnet:Für mich als Jugendministerin ist es von großer Bedeutung, über die Heimerziehung zu sprechen. Mehr als 140.000 Kinder, Jugendliche und junge Volljährige in Deutschland können nicht zuhause aufwachsen. Viele von ihnen haben zuvor Schlimmes erlebt, sie waren Vernachlässigung oder Gewalt ausgesetzt. Es ist wichtig, dass die Kinder, Jugendlichen und junge Volljährige in den Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe bestmöglich auf dem Weg in ihre Selbständigkeit unterstützt werden. Sie sollen Wertschätzung und Achtung erfahren und es muss selbstverständlich sein, dass ihre Rechte nicht nur beachtet werden, sondern dass sie selbst über diese Rechte auch informiert sind. Mit all diesen Fragen hat sich das Zukunftsforum Heimerziehung befasst. Ich danke allen, die daran mitgewirkt haben, für ihre Arbeit. Mit unserem Kinder- und Jugendstärkungsgesetz werden wir die Rechte von Kindern und Jugendlichen weiterentwickeln und so die jungen Menschen stärken, in den Bereichen Teilhabe, Inklusion und Kinderschutz und mit der Einrichtung unabhängiger Ombudsstellen.“

 „Die Zukunft der „Heimerziehung“ wird sich an den Koordinaten Rechte – Teilhabe – Anerkennung – Nachhaltigkeit orientieren müssen. Grundlage ihres Handelns muss die Frage sein, wie sie für und mit den jungen Menschen ihre Grundrechte und sozialen Rechte in unserer Gesellschaft verwirklicht“, so die Organisator*innen der Transfertagung von der Internationalen Gesellschaft für erzieherische Hilfen in Frankfurt.

Ziel der Initiative Zukunftsforum Heimerziehung war und ist es, unter Beteiligung einer möglichst breiten Basis unterschiedlicher Akteur*innen zentrale Empfehlungen für die Weiterentwicklung der „Heimerziehung“ zu erarbeiten. Das vorliegende bündelnde Abschlusspapier des Zukunftsforum Heimerziehung verdichtet die Empfehlungen und Forderungen aus (Beteiligungs-) Werkstätten, Expertisen, Dokumentationen und der Diskussionen der begleitenden bundesweit besetzten Expert*innenrunde. Es macht deutlich, dass es notwendig ist, „Heimerziehung“ neu in der Gesellschaft zu positionieren.

Informationen unter: www.zukunftsforum-heimerziehung.de

Kontakt: Josef Koch, IGfH -Geschäftsführer | josef.koch@igfh.de

 

Hintergrund:

Das Zukunftsforum Heimerziehung war eine durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) geförderte Initiative zur Weiterentwicklung der „Heimerziehung“ (Projektlaufzeit: Januar 2019 bis Juni 2021), welche durch die Internationale Gesellschaft für erzieherische Hilfen (IGfH) organisiert und moderiert wurde (www.zukunftsforum-heimerziehung.de).

Hierzu wurden Wissen, Einschätzungen sowie Positionen von Fachleuten und Adressat*innen, Praktiker*innen und Wissenschaftler*innen zusammengetragen und diskutiert. Das zentrale Arbeitsformat im Zukunftsforum Heimerziehung war eine bundesweit besetzte Expert*innenrunde mit mehr als 30 Mitgliedern. Die Aufgabe der Expert*innenrunde bestand in der Bündelung und Diskussion von Handlungsbedarfen im Feld der „Heimerziehung“ sowie der Ausarbeitung von Diskussionspapieren und fachlichen Positionierungen, die in einen breiteren öffentlichen Diskurs eingebracht werden. Für die Entwicklung von Positionen und Empfehlungshinweisen wurden verschiedene Formate wie (Beteiligungs-)Werkstätten und Expert*innengespräche ausgerichtet sowie thematische Unterarbeitsgruppen gegründet und Expertisen angefertigt, in denen Einschätzungen und Positionierungen diskutiert und vertieft wurden. Aus diesen Formaten gingen mehr als ein Dutzend Dokumentationen, Expertisen, Positionspapiere etc. hervor, die als Referenzquellen für ein gemeinsam verabschiedetes Abschlusspapier zur Zukunft der Heimerziehung dienten.

Das Zukunftsforum Heimerziehung ist als Projektformat angelegt. Die Projektinitiative kann aber nur als Auftakt zur Weiterentwicklung der „Heimerziehung“ in Deutschland verstanden werden. Diese Weiterentwicklung bleibt eine gemeinsame dauerhafte Aufgabe der Fachpraxis, Wissenschaft und Politik – sie ist kein zeitlich befristetes Projekt.

Nähere und weiterführende Informationen unter: (www.zukunftsforum-heimerziehung.de).

 

Bildnachweis "Foto Franziska Giffey": Bundesregierung/Jesco Denzel