Im Fokus: Allgemeine Soziale Dienste
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Zum Online-ShopDer ASD ist zentrale Anlaufstelle, wenn es um die Belange junger Menschen und ihrer Familien geht. Für knapp 850.000 Kinder, Jugendliche und junge Volljährige organisiert der ASD Hilfen, um ihre Rechte auf Erziehung, Entwicklung, Schutz und Teilhabe bei (drohender) seelischer Behinderung zu wahren. Jährlich gehen die Fachkräfte rund 200.000 Mitteilungen nach, ob ein Kind oder ein*e Jugendliche*r gefährdet sein könnte und leiten die notwendigen Schutzmaßnahmen ein. Die Fachkräfte sichern Zugang zu Jugendhilfeleistungen, planen die damit verbundenen Hilfeprozesse mit den Adressat*innen und koordinieren die verschiedenen Träger und Dienste.
Seit 2008 das letzte Schwerpunktheft von Forum Erziehungshilfen zum ASD erschienen ist, sind die Allgemeinen Sozialen Dienste verstärkt in den Fokus der (fach-)öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt. Endlich und gut so – ist das doch angesichts ihrer zentralen Funktion und Bedeutung für biografische Weichenstellungen junger Menschen Rechnung überfällig. Andererseits leben aber Debatten fort, die überzogene Erwartungen oder vereinseitigende Bilder von Eingriff fortschreiben, was Vertrauen und Zugänge für Adressat*innen eher behindert.
Aktuell verdichten sich die Hinweise, dass vielerorts die ASD selbst in eine Krise geraten. Die Kluft zwischen steigenden Unterstützungsbedarfen von Familien und jungen Menschen, wachsenden gesetzlichen und fachlichen Ansprüchen und den realen Möglichkeiten im ASD wächst. Vor allem die Personalsituation ist herausfordernd.
Vor diesem Hintergrund zielt der Schwerpunkt darauf, die Leistungen und Handlungslogiken der Sozialen Dienste aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten und dabei die derzeitigen Auswirkungen begrenzter personeller Ressourcen für Adressat*innen und Kooperationspartner*innen einzubeziehen.
Der Beitrag von Monika Weber und Sandra Eschweiler führt in die Grundlagen von ASD-Arbeit ein und zeigt an konstitutiven Merkmalen aktuelle Herausforderungen auf. Um in oft krisenhaften Situationen immer wieder gute Lösungen für und mit jungen Menschen und ihren Familien zu finden, braucht es einen ASD, der Fachlichkeit fördert, und stützende Rahmenbedingungen, so ihr Fazit.
Anhand der amtlichen Statistik zeichnet Thomas Mühlmann ein genaueres Bild von der Personalausstattung und -zusammensetzung im ASD. Deutlich wird, dass der Generationenwechsel, kürzere Verweildauern und vor allem eine steigende Fluktuation erhebliche Anforderungen an die Personalentwicklung stellen, um Fachkräfte gewinnen und Verlässlichkeit bieten zu können.
„Jeder ASD ist anders?!“ – unter dieser Fragestellung präsentiert Michaela Berghaus Ergebnisse einer bundesweiten Erhebung zu Strukturen und Arbeitsweisen im ASD. Diese zeigen, dass vor allem hinsichtlich des Für und Widers von Spezialisierungen – gerade auch mit Blick auf die inklusive Lösung –, der Ausgestaltung und dem Umgang mit standardisierten Regelungen sowie des Verhältnisses von Entscheidung und Verantwortung Klärungsbedarf besteht.
Ingrid Müller und Anna Stephan leiten jeweils einen ASD in einem Landkreis und einer Großstadt. Wie beschreiben sie ihren Dienst, welche Veränderungen sehen sie? Wo setzen sie aktuell Schwerpunkte? Zu diesen Fragen nehmen sie aus der Innenperspektive Stellung.
Einen Blick von außen auf den ASD beschreibt der Beitrag der Ombudsstelle des Berliner Rechtshilfefonds Jugendhilfe e. V. Dort werden z T. hochproblematische Erfahrungen junger Menschen und ihrer Familien sichtbar, die in ihrer Suche nach Unterstützung auf mangelndes Gehör, unzureichende Information und Beratung sowie ein hochschwelliges Verwaltungshandeln treffen – was die Bedeutung der Ombudsstellen eindrucksvoll untermauert.
Wie sich ASD-Arbeit systematisch von Verwaltungsarbeit abhebt, begründet Werner Freigang. Davon ausgehend beschreibt er mangelnde Kontinuität als fachliches Problem in einem Arbeitsfeld, das auf Beziehung und Vertrauen angewiesen ist, und reflektiert Erfahrungen mit der Kursreihe „Neu im ASD“ in Mecklenburg-Vorpommern im Hinblick auf die Bindung von Mitarbeitenden.
Monika Weber, Werner Freigang