Jugendhilfe für geflüchtete Minderjährige und Familien in Aufnahmeeinrichtungen

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Dokumentation zum Fachforum

 

Nerea González Méndez de Vigo, Franziska Schmidt, Tobias Klaus (2020): AnkER-Zentren: Kein Ort für Kinder. terre des hommes-Studie.
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Vortrag von Tobias Klaus aus dem Fachforum
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Vortrag von Tobias Klaus zum Thema
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Im Jahr 2019 stellten in Deutschland 142.509 Menschen einen Asylerstantrag in Deutschland, 50,1 Prozent (71.421) der Asylsuchenden waren Kinder unter 18 Jahren. Der Großteil von ihnen reist mit der Familie ein. Geflüchtete Familien werden zunächst in Aufnahmeeinrichtungen der Bundesländer untergebracht bevor sie auf die Kommunen verteilt werden.

Während der Zeit in den Aufnahmeeinrichtungen sind die betroffenen Kinder und Jugendlichen vielen Einschränkungen und Begrenzungen ausgesetzt. Der Alltag in Aufnahmeeinrichtungen ist geprägt von beengten Wohnverhältnissen, fehlender Privatsphäre und – aufgrund des mindestens neunmonatigen Arbeits- und Ausbildungsverbotes (,§ 61 Abs. 1 AsylG) der räumlichen Beschränkung (§ 56 Abs. 1 AsylG), des mitunter faktisch bestehenden Ausschlusses von der Regelschule sowie fehlenden Zugangs zur Kita – vom Nichtstun und Warten. Gleichzeitig erleben Minderjährige Gewalt und Abschiebungen in ihrem direkten Wohnumfeld mit. Dies alles führt zu Frust, zu Angst und schlussendlich auch zu psychischen und physischen Erkrankungen.

Dort, wo geflüchtete Kinder und Jugendliche am stärksten ausgeschlossen und gesellschaftlich isoliert werden, in den Aufnahmeeinrichtungen, kommt der Kinder- und Jugendhilfe einen besondere Bedeutung zu: Geflüchtete Kinder und ihre Eltern haben in der Regel mit der Einreise uneingeschränkten Zugang zu individueller pädagogischer Unterstützung nach dem Kinder- und Jugendhilfegesetz (SGB VIII) während sie von vielen anderen Rechten ausgeschlossen sind. Familien können damit auch aus der Aufnahmeeinrichtung heraus einen Antrag, etwa auf Hilfen zur Erziehung, stellen und geeignete Leistungen erhalten und haben Anspruch auf einen Kita-Platz. Präventive und niedrigschwelliger Angebote der Jugendhilfe können etabliert werden und eine wichtige Unterstützung darstellen.

In der Praxis findet eine Unterstützung der Jugendhilfe für Familien in den Aufnahmeeinrichtungen über den Kinderschutz hinaus jedoch noch viel zu wenig statt. Dies hat unterschiedliche Gründe: einerseits besteht auf Seiten der Jugendhilfe oft noch große Unklarheit über die rechtliche Situation, zudem stellt sich die Frage wie der Kitaanspruch und der Anspruch auf Hilfen zur Erziehung angesichts der unklaren Aufenthaltsdauer der Familien und der hohen Fluktuation in den Einrichtungen sinnvoll eingelöst werden können. Auf der anderen Seite erhalten geflüchtete Familien oftmals kaum Kenntnis über ihre Rechte und Möglichkeiten. Viele Familien misstrauen der Jugendhilfe zudem, wenn diese nur im Kontext Kinderschutz in Erscheinung tritt und Diskriminierungserfahrungen gemacht werden.

Wie die Jugendhilfe ihrem Auftrag in dieser komplexen Situation nachkommen kann, welche Hindernisse überwunden werden müssen, welche gute Praxis sich bereits etabliert hat und wo die Jugendhilfe an strukturelle Grenzen stößt und der Gesetzgeber tätig werden muss ist Thema dieses Fachforums.

 

Ablaufplan

 

Begrüßung und Einführung

  • Thomas Berthold (terre des hommes)
  • Stefan Wedermann (Internationale Gesellschaft für erzieherische Hilfen)


Fachvortrag

Kein Ort für Kinder". Der Umbau des Aufnahmesystems und verändertere Zugänge zur Kinder- und Jugendhilfe für Familien in Aufnahmeeinrichtungen

  • Nerea González Méndez de Vigo (juristische Fachreferentin in der Kinder- und Jugendhilfe)
  • Tobias Klaus (terre des hommes)

 

Kommentierung

Was jungen Menschen und Familien in Aufnahmeeinrichtungen brauchen

  • Jennifer Kamau (International Women* Space e.V.)
  • Janina Rost (B-UMF)

 

Kurze Rückfragerunde

  • Thomas Berthold (terre des hommes)


Break-out Sessions

Diskussion zu 2-3 Thesen

 

Kurz-Auswertung Breakout-Sessions

  • Thomas Berthold (Moderation)


Zusammenfassung und Abschluss

  • Thomas Berthold (terre des hommes)
  • Stefan Wedermann ( IGfH )

 

Referierende

  • Nerea González Méndez de Vigo, Juristin / freie Referentin in der Kinder- und Jugendhilfe
  • Tobias Klaus, terre des hommes
  • Janina Rost, B-UMF
  • Jennifer Kamau, International Women* Space e.V.

 

Moderation

Thomas Berthold, terre des hommes
Stefan Wedermann, Internationale Gesellschaft für erzieherische Hilfen (IGfH)

 

Ausrichter*in

  • Internationale Gesellschaft für erzieherische Hilfen (IGfH)
  • Bundesfachverband unbegleitete minderjähre Flüchtlinge (BumF)
  • terre des hommes Deutschland e.V.