Grundrechtsträger und Rechtsstellung junger Menschen und Eltern

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Grundrechte

Junge Menschen als Grundrechtsträger

 

Junge Menschen sind Grundrechtsträger. Diese Feststellung hat für die Entwicklung von „Heimerziehung“ in den vergangenen Jahren mehr als eine Signalwirkung. Sie setzt einen normativen und rechtlichen Bezugspunkt, der die jungen Menschen in ihrer Rechtsstellung gegenüber der Kinder- und Jugendhilfe stärkt, die in den und mit den Angeboten der „Heimerziehung“ aufwachsen. Diese Entwicklung hat gleichsam einen Herausforderungscharakter für die Überprüfung und Gestaltung der Angebote.

Diese normative und rechtliche Markierung geht auf die UN-Kinderrechtskonvention (1989) zurück, die vor mehr als dreißig Jahren erarbeitet und als supranationale Rechtsposition für die Entwicklung von „Heimerziehung“ zum unhintergehbaren fachlichen Bezugspunkt wurde (vgl. UN-Resolution „Guidelines on Alternative Care“ 2009). Gleichzeitig bedeutet der damit einhergehende rechtebasierte Ansatz („rights-based approach“) auch einen Einschnitt mit pädagogischen und wohlfahrtspolitischen Zugängen, die in der „Heimerziehung“ vorherrschend waren: Junge Menschen als Grundrechtsträger anzuerkennen bedeutet, ihre Schutz-, Förder- und Beteiligungsrechte, wie sie in der UN-Kinderrechtskonvention (UN-KRK) formuliert sind, zum Ausgangspunkt jedes pädagogischen Zugangs und Verfahrens in der Kinder- und Jugendhilfe zu machen. Das heißt, um es pointiert am Beispiel der „Beteiligung“ zu betrachten: Beteiligung junger Menschen in der „Heimerziehung“ muss sich nicht pädagogisch begründen lassen oder produktiv für die Organisationsentwicklung oder die Verfahren sein. Beteiligung ist das unhintergehbare Recht der jungen Menschen (vgl. auch Driesten et al. 2021).

 

Rechte von Eltern

Zudem haben junge Menschen ein Grundrecht auf Gewährleistung von Unterstützung ihrer Eltern in ihre Aufgabe zur elterlichen Pflege und Erziehung. Es ist darum ebenfalls die öffentliche Verantwortung des Staates, Eltern zu stärken und ihnen zu ermöglichen, ihre Kinder entsprechend zu erziehen und zu versorgen. Die Sorge und Erziehung ihrer Kinder ist das „natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht.“ (§ 6 Absatz 2 GG, § 1 Absatz 2 SGB VIII). Somit ist die „Heimerziehung“ als Hilfe zur Erziehung immer auch in der Verwirklichung der Grundrechte in der Pflicht, die Eltern darin zu unterstützen, dass sie den Kindern verantwortliche Eltern sein können. Eltern sind entsprechend auch in der „Heimerziehung“ systematisch zu beteiligen, sodass die Kinder ihr Recht auf verantwortliche Elternschaft erleben können.

 

Auszug aus dem Abschlusspapier

 

Erklärfilm: Grundrechtsträger und Rechtsstellung junger Menschen und Eltern

Materialien aus der Transfertagung | Zukunftsimpulse

Im Rahmen der Transfertagung des Zukunftsforum Heimerziehung wurde das Thema in einem Diskussionsforum intensiv diskutiert. Die Ergebnisse der Diskussion mündeten in die drei Zukunftsimpulse

  1. Handlungsbedarf besteht beim Recht auf Taschengeld und Bildung: In der Praxis gibt es bei den Themen Recht auf Taschengeld und Förderung zur/von Bildungschancen für junge Menschen in stationären Settings einen Handlungsbedarf. Diese Rechte müssen besser im Blick sein. Fachkräfte müssen alles dafür tun, dass jungen Menschen das unveräußerliche Recht auf Bildung zukommt. Fachkräfte müssen zudem alles dafür tun, dass Taschengeld als Leistungsrecht angesehen wird und nicht als pädagogisches Mittel eingesetzt wird.
     
  2. Die Verbindlichkeit der Einlösung von Rechten steigern: Die Verbindlichkeit bei der Einlösung von persönlichen Rechten muss in den Verfahren der Einrichtungen und in pädagogischen Interaktionen der Fachkräfte erhöht werden. Grundrechte sind keine Frage des guten Willens, sondern sie stehen jungen Menschen ausnahmslos zu.
     
  3. Die Einlösung von Rechten junger Menschen ist Seismograf für gute Praxis: Für die Praxis muss die Einlösung unveräußerlicher Rechten zum Maßstab werden. Gute Praxis zeichnet sich dadurch aus, inwieweit es ihr gelingt, dass die Rechte junger Menschen eingelöst werden und dass junge Menschen von ihren Rechten Gebraucht machen.

 

Die Präsentation und Dokumentation der Diskussion des Forums mit einem Padlet ist für Sie hier hinterlegt:

Zum Padlet

 

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