Berufseinstieg

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ForE 3-2010

Jung und berufserfahren, männlich mit starken weiblichen Anteilen, professionell und idealistisch, so wünscht man sich in der Praxis die ideale BerufseinsteigerIn. Wenigstens ungefähr so, wenn man den Stellenausschreibungen glaubt. Wir wollen in diesem Heft aus verschiedenen Perspektiven den Fragen nachspüren, wie es eigentlich ist, neu in die Erziehungshilfen zu kommen: zum einen für die AnfängerInnen, aber auch für die etablierten KollegInnen. Also danach fragen, was dazu beitragen kann,dass der Start gelingt oder misslingt, welche Qualitäten und Voraussetzungen notwendig sind, um den Anfang möglichst unbeschadet zu überstehen.

Die Situation auf dem aktuellen Ausbildungsmarkt erscheint verwirrend, komplex und in vieler Hinsicht ambivalent. Immer vielfältigere Ausbildungen korrespondieren nicht wirklich mit immer stärkeren Differenzierungen in den Praxisfeldern, es gibt so etwas wie die Entkopplung von Ausbildung und Berufstätigkeit und zugleich eine immer höhere Bedeutung der formalen Qualifikation. Diese hat sich in den letzten Jahren mit dem Bologna-Prozess verändert, AbsolventInnen von neuen Bachelor- und Master-Studiengängen streben in die Einrichtungen. Was an den Hochschulen und Fachschulen gelehrt wird, wird aber nicht unbedingt mit der Praxis ausgehandelt.

Schwieriger als erhofft, erwies sich bei dem vorliegenden Heft die Suche nach AutorInnen, die sich aufgrund ihrer eigenen Praxistätigkeit mit denThemen Ausbildung und Berufseinstieg hätten auseinandersetzen können. Dadurch ist ein nicht die Verteilung im Feld widerspiegelnder Überhang der gesammelten Beiträge und auch Arbeitsfelder der AutorInnen zugunsten der Bereiche Wissenschaft und Studium entstanden. 

Nach wie vor dominiert in der Heimerziehung die Qualifikation der ErzieherIn über die der SozialpädagogIn/SozialarbeiterIn; ErzieherInnen haben aber deutlich weniger Aufstiegs- oder Umsteigechancen, sodass dieser Einstieg leicht in eine Sackgasse führen kann. Dass es Männer leichter haben , eine Stelle zu finden, dass sie – als rares Gut - eher verhätschelt als verschreckt werden, ist zwar Alltagswissen, aber auch noch nicht wirklich erforscht. Auch warum Männer sich so viel häufiger in Leitungspositionen finden lassen als an der Basis. Diese Thematik konnten wir in diesem Heft ebenso wenig verfolgen wie die Diskussionen um Veränderungen der ErzieherInnenausbildung und die Bedeutung von Migrationshintergründen bei den Berufseinstiegen.

Nach jahrzehntelangen Diskussionen um Kostendruck ist es immer wieder überraschend zu erfahren, dass der Soziale Bereich eine Wachstumsbranche geblieben ist und stark expandiert hat. Unser „Stammautor“ Jens Pothmann skizziert die Entwicklung des Feldes im ersten Beitrag.

Inga Abels, Corinna Petri, Dirk Schäfer und Matthias Vollhase gehen als Mitglieder des IGfH Nachwuchsnetzwerks „Forum Start“ im zweiten Beitrag auf Spurensuche nach den beruflichen Anforderungen, die ihren eigenen Berufsstart begleitet haben. Sie benennen darüber hinaus Erwartungen an die Einrichtungen, in denen BerufseinsteigerInnen erste Gehversuche machen und wie es gelingen kann, die Einstiegsphase für alle Beteiligten erfolgreich zu arrangieren.

Im dritten Beitrag fragt Martina Kriener wie sich die Berufseinstiegsphase neben den Veränderungen in der Ausbildung entwickelt hat. Sie bietet einen differenzierten Überblick über Ansätze, die in der Praxis bereits umgesetzt oder noch erprobt werden.

Die AutorInnen Natalie Eppler, Sascha Neumann und Kim-Patrick Sabla beschreiben in ihrem Beitrag als Mitglieder des Netzwerks „Wissenschaftlicher Nachwuchs Soziale Arbeit“ den Weg zu wissenschaftlichen Qualifikationen und Tätigkeiten innerhalb der Sozialen Arbeit. Dabei werfen sie einen vergleichenden Blick in andere Disziplinen und betrachten die berufliche Rolle von NachwuchswissenschaftlerInnen.

Der Themenschwerpunkt schließt mit einem Beitrag von Melanie Oechler und Marc Witzel, die die gegenwärtigen Veränderungen Sozialarbeiterischer Studiengänge nach der Umsetzung der Hochschulausbildungsreform (Bachelor/Master) skizzieren und die daraus resultierenden möglichen Auswirkungen auf die Qualität der BerufseinsteigerInnen in der Praxis Sozialer Arbeit betrachten. Das Themenheft zeigt, wir brauchen vermehrt junge und auch erfahrene PraktikerInnen als AutorInnen für das Forum Erziehungshilfen.

Werner Freigang, Dirk Schäfer

 

Aus dem Inhalt

Mechthild Wolff:
Wegsehen bei Missbrauch in Institutionen ab jetzt verboten!

Jens Pothmann:
Gesucht werden motivierte und hochqualifizierte Fachkräfte, geboten werden

Inga Abels, Corinna Petri, Dirk Schäfer, MatthiasVollhase:
Was brauche ich beim Berufseinstieg in die erzieherischen Hilfen?

Martina Kriener:
In der Erziehungshilfe starten – Berufseinstieg und Ansätze zur Einarbeitung

Natalie Eppler, SaschaNeumann, Kim-Patrick Sabla:
Promovieren in der Sozialen Arbeit –NachwuchswissenschaftlerIn und/ oder Beruf?

Melanie Oechler, Marc Witzel:
Bachelor und dann? Zum Brückenschlag zwischen Studium und Beruf

Ulrike Eichinger:
„Aller Anfang ist…?!?“ – (Einstiegs-)Gehälter in der Erziehungshilfe

Roland Fehrenbacher:
Die EU-Jugendstrategie – ein erneuerter Rahmen für die jugendpolitische Zusammenarbeit in Europa

Pauline Berlin:
Eskalation von Konflikten zwischen Sozialpädagogen und Kindern in (teil-) stationären Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe

Wolfgang Hinte:
Sozialraumorientierung auf hoher See

Manfred Busch:
Abgrenzung der örtlichen Zuständigkeit bei Pflegepersonen nach § 33 SGB VIII zur Erziehungsstelle nach 34 SGB VIII