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Fachforen am 19.09.2024

Forum 1
Erfahrungen und Rückmeldungen von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien als zentrales Kriterium für die Weiterentwicklung „guter Orte“

Nicole Knuth, FH Dortmund

Lange Zeit war die Sicht der Adressat*innen sowohl für die Praxisweiterentwicklung als auch für die Forschung der Heimerziehung eher unterrepräsentiert. Aktuell wird zunehmend die Notwendigkeit gesehen, diese Lücken zu schließen und der Perspektive von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien ein zentraler Stellenwert für die Weiterentwicklung der Praxis stationärer Erziehungshilfen zugeschrieben. Durch die Sichtbarmachung der Adressat*innenperspektive können Verstehensprozesse angeregt werden, die für das Fallverstehen und für Organisationsentwicklungsprozesse von »guten Orten« bedeutsam sind. Mit Blick auf zentrale Forschungsbefunde wird das Forum Anforderungen für bedarfsorientierte Erziehungshilfen diskutieren und nach neuen Möglichkeiten zur Schaffung "guter Orte", auch durch die Stärkung von Selbsthilfeorganisationen, fragen.  

 

Forum 2
Kindliche Aneignungspraktiken von Lebensorten in den Hilfen zur Erziehung verstehen und ermöglichen

Samuel Keller, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW)

Die Örtlichkeit der Hilfen zur Erziehung werden häufig als schlichte Konsequenz einer Intervention oder Schutzmaßnahme betrachtet. Werden sie auch als (künftige) Lebensorte junger Menschen wahrgenommen, lenken vornehmlich normative Bilder die Aufmerksamkeit. Diese können den verstehenden Blick auf Orte versperren, die für die jungen Menschen bedeutungsvoll sind. Dadurch droht die kindliche Perspektive sowohl in der Rahmung als auch in den Ausgestaltungsprozessen dieser Lebensorte zu verschwinden. Wenn wir die Sichtweise von Kindern auf ihre Lebensorte einbeziehen, sollten wir Kindheit weder defizitär verniedlichen noch Autonomie unterkomplex überbetonen. Denn zu oft verfehlen direktiv oder primär sprachbasiert ausgerichtete Methoden die Wirkmächtigkeit und den Eigensinn kindlicher Aneignungspraktiken. Deshalb fragen wir in diesem Forum danach, wie wir örtliche Erfahrungsqualitäten von Kindern dank kreativen Zugängen anders verstehen könnten. Ausgehend von visuellen Annäherungen an kindliche Lebensorte im Rahmen einer Fotografie-Erhebung mit Kindern im Vorschulalter werden gemeinsam zukünftige Ideen entwickelt.

 

Forum 3 (bereits ausgebucht)
Erziehungshilfen − von guten Arbeitsorten zu lohnenswerten Lebensorten?

Dirk Nüsken, EvH Bochum

Die Erziehungshilfen haben in den letzten Jahren eine hohe Dynamik entfaltet, blickt man auf die Zunahme der Fallzahlen, die Differenzierung der Leistungen und die Fachdiskurse etwa zur Beteiligung, zum Kinderschutz oder zur Inklusion. Kaum wird jedoch nach den Arbeitsbedingungen von Fachkräften in den Erziehungshilfen gefragt, also nach den Voraussetzungen und Arrangements, unter denen bzw. in denen Fachkräfte ihre Arbeit gut gestalten können. Und zwar so gut, dass diese Arbeitsorte zu lohnenswerten Lebensorten für junge Menschen und ihre Familien werden. Auch angesichts des spürbaren Fachkräftemangels in den HzE soll in diesem Forum nach expliziten Be- und Entlastungsfaktoren für Fachkräfte in den Erziehungshilfen gefragt werden. 
- Was macht es leichter hier zu arbeiten und wo liegen konkrete Belastungen für Fachkräfte?
- Welche Faktoren können Fachkräfte selbst beeinflussen und welche die Organisationen?
Zu diesen Fragen werden theoretische und empirische Zugänge genauso präsentiert wie ausgewählte Praxiskonzepte einer belastungssensiblen Organisationsgestaltung.

 

Forum 4
Familiale Orte als Hilfe – Perspektiven, Erwartungen und Gestaltungsmöglichkeiten

Corinna Petri, Perspektive gGmbH, Bonn

Warum suchen Soziale Dienste oft bevorzugt nach Plätzen in Familien, um Kinder dort unterzubringen? Was wird von den Beteiligten und den Professionellen als Hilfe in der Pflegekinderhilfe betrachtet? Je nach Perspektive wird die Antwort auf die Frage, was kennzeichnend ist für gute familiale Orte, in denen junge Menschen (vorübergehend) im Rahmen der Erziehungshilfen aufwachsen, unterschiedlich aussehen. Dabei werden Vorstellungen davon, was es beispielsweise bedeutet, in einer Pflegefamilie zu leben und als Pflegefamilie tätig zu sein, beeinflusst durch unterschiedliche Informationen, Motivationen, vielleicht auch eigene (biografische) Erfahrungen sowie zeitliche Horizonte. Eng damit verknüpft sind die Erwartungen, teils auch Befürchtungen von jungen Menschen und Eltern, den Pflegefamilien als auch Sozialen Diensten, die sie an die Vollzeitpflege als Hilfe stellen. Mit Blick auf empirische Erkenntnisse wird das Forum potenzielle Spannungsfelder skizzieren und Gestaltungsmöglichkeiten diskutieren, die dazu beitragen können, dass Pflegeverhältnisse zu guten Entwicklungsorten werden.