Bundestagung Integrierte Erziehunghilfen 2025

Workshops am 26. und 27.03.2025


Workshops, thematisch passend zu Forum 01:

Workshop 1 M | D : Sozialräumlich organisierte, integrierte und flexible Hilfen an mehreren Standorten und in verschiedenen Trägern: Praxisunterschiede und -gemeinsamkeiten in der täglichen Arbeit
Katrin Thierschmidt (MitMenschen Soziale Dienste gGmbH), Franziska Scheidt (ASD Jugendamt Erfurt), Bettina Kehrberg (Postillion e. V.), Christin Labuhn (Perspektiv e. V.), Kathrin Borstel (ASD Jugendamt Erfurt) 

Der Workshop vermittelt einen Einblick in die Praxis mehrerer Jugendhilfestationen, die im Erfurter Südosten und Norden tätig sind. Aus verschiedenen Perspektiven wird zusammengetragen, wie obligatorische Angebotsbestandteile (z. B. ausführliche Familienanamnese, fallunspezifische Leistungen) trägerspezifisch und sozialraumbezogen umgesetzt werden können. Gemeinsam mit den Workshopteilnehmern soll reflektiert werden, was sich gleichermaßen in der Hilfegestaltung bewährt bzw. wo unter Berücksichtigung von unterschiedlichen organisatorischen oder gebietsbezogenen Bedingungen jeweils praxistaugliche Umsetzungsideen entwickelt werden müssen. 

 

Workshop 2 M | D : WTF ist FuA?? Was bedeutet einzelfallunspezifische Arbeit und wie wird diese umgesetzt? 
Stefan Godehardt-Bestmann (IU Internationale Hochschule)

Die einzelfallunabhängige Arbeit im Bereich der Sozialen Arbeit umfasst die systematische Erkundung und Mobilisierung von Ressourcen in einem Sozialraum, ohne dass diese sofort in spezifischen Einzelfällen angewendet werden. Diese Art der Arbeit zielt darauf ab, Wissen über und Zugang zu sozialräumlichen Ressourcen zu erlangen, um sie potenziell in zukünftigen Fällen nutzen zu können. Sie trägt zugleich zur proaktiven Strukturarbeit bei, indem sie die Lebensbedingungen in einem Gemeinwesen thematisiert und ggf. verbessert, um so formale Einzelfälle zu reduzieren. In diesem Workshop diskutieren wir, was genau dieses sozialräumliche Arbeiten ist, wie es umgesetzt werden kann und welche organisationalen Strukturen das befördern.

 

Workshop 3 M | D : Workshop: „Familienrat: Empowerment und echte Partizipation durch Netzwerk und Gemeinschaft“:
Maiken Liß (systemische Organisationsentwicklerin und Koordinatorin für Familienräte, Hamburg) 

Denn darum geht es im Verfahren Familienrat (family group conference), welches immer mehr in der deutschen Hilfelandschaft genutzt und geschätzt wird. Familien und Freunde werden als Ressourcen gesehen, ihre Ideen und Lösungen werden in schwierigen Situationen gebraucht, und Entscheidungsrechte werden konsequent in die Hände der Betroffenen gelegt. Die Gemeinschaft, die sich um ein Kind oder Jugendlichen versammelt, trägt gemeinsam die Verantwortung. Dieser Workshop gibt einen kurzen Einblick in die Arbeit mit dem Verfahren und möchte vor allem zum Nachdenken, Diskutieren und Austauschen einladen. Praxisbeispiele sind sehr willkommen, ebenso die Auseinandersetzung mit der Frage: Wie kann ich den Familienrat in meinem Arbeitszusammenhang nutzen?

 

Workshops, thematisch passend zu Forum 02:

Workshop 4 M | D : Mir fehlen die Worte……  die passenden Worte für jede Situation, um Elterngespräche konstruktiv zu führen
Matthias von Holst (Neukirchener Erziehungsverein, Moers) und Thorsten Möller (FH Erfurt) 

Elterngespräche in der Aufsuchende Familienarbeit konstruktiv zu führen sind die hohe Kunst der methodischen Arbeit.

Hier können sich z.B. folgende Fragen stellen:

  • Wie gestalte ich den Einstieg in die Betreuungsarbeit
  • Was macht meine persönliche Haltung in der Arbeit aus: Von möglicher Parteilichkeit, respektvollem Umgang, Klarheit sowie streitbar in der Sache sein
  • Notwendige Transparenz – mit wem rede ich worüber
  • Welche Sichtweisen auf den Hilfebedarf gibt es, sind allen die die Ziele bekannt und deutlich

Dies sind nur einige Impulse, die vor einem Elterngespräch präsent sein können.

Mit den Teilnehmer*innen sollen diese und weitere Aspekte besprochen werden, um neue Möglichkeiten der Mobilisierung bei einem kommunikativen Engpass zu erarbeiten.

Die Referenten arbeiten u.a. mit den Erfahrungswerten der Gruppe und stellen verschiedene Methoden vor.

 

Workshop 5 M : Besonderheiten in der Falleingangsphase (erster Tag)
Susanne Klinkert, Nancy Rosenbaum (Postillion e. V.), Simone Brückner (ASD Jugendamt Erfurt), Friedhelm Peters (Fachgruppe Integrierte Erziehungshilfen der IGfH)

Mit dem Ziel, eine an Schwierigkeiten, Zielen und Änderungswillen aller Familienmitglieder anknüpfende ambulante Hilfe zu gestalten, ist in der Erfurter Jugendhilfestation Südost seit mehreren Jahren eine umfangreiche Familienanamnese obligatorischer Bestandteil der Falleingangsphase. Zwischen Jugendamt und JHS wurden Leitfrageninhalte, Verfahrensschritte und Kommunikationswege abgestimmt. Wie gut es praktisch gelingt, die Perspektiven der Adressaten im Hilfeverlauf zur Geltung zu bringen und welche Voraussetzungen dafür notwendig sind bzw. wo Stolpersteine lauern, soll im Rahmen des Workshops reflektiert werden, auch unter Nutzung von Ergebnissen einer begleitenden Evaluation. 

 

Workshop 6 M | D : Jenseits von Heimrat und Kummerbriefkasten - Beteiligung von jungen Menschen neu gedacht -
Vanessa Blödorn (Stadtjugendring Erfurt), Jannik Mellich (AWO Stadtjugendwerk Erfurt) und junge Menschen aus kommunalen Einrichtungen/Projekten         

Der Workshop eröffnet Fachkräften einen praxisorientierten Blick auf innovative Formen der Jugendbeteiligung in den Hilfen zur Erziehung. Dabei werden bekannte Mitwirkungsräume erweitert, um zu erörtern, wie junge Menschen durch partizipative Prozesse gestärkt und empowert werden können. Im Fokus stehen die Umsetzung des § 4a SGB VIII „Selbstorganisierte Zusammenschlüsse zur Selbstvertretung“ sowie die partizipative Gestaltung von Planungsprozessen mit jungen Menschen. Erfahrungsberichte von Jugendlichen, die aktiv an Beteiligungsprojekten mitgewirkt haben, bieten zudem wertvolle Impulse für Diskussion und Reflexion. 

 

Workshops, thematisch passend zu Forum 03:

Workshop 7 D :  „Das fällt leider nicht in unsere Zuständigkeit“ – oder doch? Wie freie Träger und Ämter vor Ort gemeinsam Nahtstellen statt Schnittstellen zwischen Eingliederungs- und Jugendhilfe schaffen. (zweiter Tag) 
Annette Leitner-Sautter (Waldhaus Sozialpädagogische Einrichtungen der Jugendhilfe gGmbH), Kerstin Fürstenberg (Amt für Soziales und Teilhabe Landkreis Böblingen) und Viola Haas (Amt für Jugend, Landkreis Böblingen)

Die inklusive Jugendhilfe kommt. Und bereits jetzt gibt es Familien, die darauf nicht mehr länger warten können. Wie bereiten wir die Strukturen im Landkreis vor, auf das was kommt? Und wie schließen wir Lücken, die mit der bisherigen kleinen Lösung einher gehen? 

Wir wollen vorstellen, welche Schritte im Landkreis Böblingen in den vergangenen drei Jahren unternommen wurden und gemeinsam diskutieren, wie ein bedarfsgerechtes Zusammenwachsen der Leistungsformen möglich ist. Den Workshop leiten wir passend dazu in einem Trio aus Teilhabeplanung (Amt für Soziales und Teilhabe), Jugendhilfeplanung (Amt für Jugend) und Bereichsleitung ambulanter Hilfen (Freier Jugendhilfeträger).

 

Workshop 8 M :  Kita-Sozialarbeit als Moment inklusiver Einrichtungsstrukturen (erster Tag)
Barbara Lochner (FH Erfurt)

Seit etwa zehn Jahren etabliert sich in unterschiedlichen Regionen Deutschlands Kita-Sozialarbeit. Mit ihr wird das Ziel verfolgt, den Bildungs- und Erziehungsauftrag der Einrichtungen durch eltern- und familienbezogene Leistungen und eine verbesserte Vernetzung im Sozialraum im Interesse zu ergänzen. 2024 fand Kita-Sozialarbeit Eingang in den Bericht der AG Frühe Bildung (2024) und wird hier als ein anzustrebender Qualitätsstandard für eine chancengerechte Gestaltung von Kindertageseinrichtungen definiert. Im Workshop wird der Beitrag für eine inklusive Organisationsentwicklung ausgeleuchtet, den Kita-Sozialarbeit leisten kann. Diskutiert wird, welche Möglichkeiten und Grenzen sich auf Basis aktueller Befunde zur Gestaltung der Kita-Sozialarbeit zeigen.

 

Workshop 8 D :  Sozialraumorientiertes Arbeiten –zwei Perspektiven
Jugendhilfe und Eingliederungshilfen-Gemeinsamkeiten und Unterschiede (zweiter Tag) 
Olaf Hopfgarten (Jugendamt Erfurt), Dirk Bennewitz (Bennewitz-Beratung)  

Die in der Jugendhilfe unter „Sozialraumorientierung“ diskutierten bzw. umgesetzten Modelle und Konzepte sind zumindest teilweise bekannt und geläufig. Eine inklusive Kinder- und Jugendhilfegesetzgebung wird nun konkreter, ein Blick auf Konzepte und auf die Praxis der Leistungsgewährung gemäß SGB IX ist allemal lohnenswert. Was lässt sich z. B. aus der Idee des „Dritten Sozialraums“ (K. Dörner) für die Jugendhilfe ableiten? Welche sozialraumbezogenen Handlungsfelder eröffnen sich bei der Leistungserbringung in Form einer Personenzentrierten Komplexleistung (PKL)? Im Workshop soll reflektiert werden, was wir aus den jeweiligen Perspektiven Jugendhilfe und Eingliederungshilfe (SGB IX) denken zu meinen, wenn wir von Sozialraumorientierung sprechen. Preisfrage: Finden sich mehr Unterschiede oder Gemeinsamkeiten? Vielleicht können wir schon jetzt voneinander lernen…

 

Workshop 9 M | D : Die KITA im Sozialraum – ein Film von Philipp Kühne 

Gemeinsam mit Postillion e.V., Jugendhilfe Rhein-Neckar-Kreis und Stiftung Linerhaus Celle
Referent*innen: Stefan Lenz (Postillion e. V.), Denise Ziegler (Postillion e. V.), Sabrina Stoch (Stiftung Linerhaus, Celle)

Wie kann integriert-flexible, sozialräumliche Kinder- und Jugendhilfe unter Beteiligung bzw. Federführung von Kindertagesbetreuung konkret aussehen? Mit dieser Fragestellung beschäftigt sich der Film anhand der Darstellung des Konzepts KITA im Sozialraum der Stadt Schönau im Rhein-Neckar-Kreis. Darüber hinaus wird das Konzept der integrierten Hilfen der Stadt Celle im Rahmen eines Projekts thematisiert. Theoretische Erörterungen von Prof. Dr. Friedhelm Peters runden den Film ab. Er entstand im Jahr 2021 im Rahmen eines Bundesmodellprojekts.

Im Workshop wird zunächst der Film gezeigt und anschließend findet eine Diskussion mit den Protagonisten statt. 

 

Workshop 10 D : Kooperation zwischen Hilfen zur Erziehung und Kindertageseinrichtungen (zweiter Tag) 
Stefan Lenz (Postillion e. V.,), Prof. Friedhelm Peters (Fachgruppe Integrierte Erziehungshilfen der IGfH) 

Der Arbeitskreis HzE und Kita innerhalb der IGFH beschäftigt sich seit 2010 mit der Frage, wie die beiden SGB VIII Leistungsbereiche Kindertagesbetreuung und Hilfen zur Erziehung enger zusammenarbeiten können. Dabei geht es um sozialräumlich angelegte, kooperative und integrierende Modelle. Bundesweit gibt es hierzu einige Praxisentwicklungen, die als gelingende Modelle gelten können. Der Arbeitskreis selbst hat im Rahmen von drei Modellprojekten entsprechende Fachbücher veröffentlicht. Neben der Idee sollen vor allem Praxisbeispiele vorgestellt werden, wie eine zukunftsfähige Zusammenarbeit der beiden Leistungsbereiche zum Wohl der Kinder und deren Familien sinnvoll gestaltet werden kann. 

 

Workshops, thematisch passend zu Forum 04:

Workshop 11 M | D :  Finanzierungsinstrumente sozialräumlicher Hilfen am Beispiel des Celler Sozialraumbudgets. 
Thomas Röttger (Stiftung Linerhaus Celle), Thomas Bromberg (Jugendamt Landkreis Celle)

Seit mehr als 25 Jahren arbeitet die Jugendhilfe in der Stadt Celle sozialraumorientiert und niedrigschwellig.  Im Rahmen dieses Workshops stellen wir die Vielfalt der Finanzierungsformen im Sozialraumbudget, wie z. B. die Projektfinanzierung, Fachleistungsstunden, Kontingentstunden und Monatspauschalen vor. Anschließend wollen wir mit Ihnen diskutieren, welche Erfahrungen Sie in Ihren Regionen gemacht haben.

 

Workshop 12  M | D : Umgang mit Problemen in der Verhandlung von leistungsgerechten Entgelten 
Andreas Dexheimer (Diakonie Rosenheim) 

Ausgehend von der Maxime, dass keine Einrichtung gezwungen werden darf, die von ihr erwarteten Leistungen unterhalt ihrer „Gestehungskosten“ anzubieten und zu erbringen werden wir in diesem Workshop die beiden wesentlichen „Stellschrauben“ der Entgeltberechnung sehr detailliert besprechen. Wie berechnen wir prospektive Kosten und wie wird eine Stunde definiert? Dabei gehen wir u. a. auf typische Probleme in der Finanzierung von sozialraumbezogenen und fallspezifischen Leistungen ein.

 

Workshops, thematisch passend zu Forum 05:

Workshop 13 M : Leaving Care sozialraumorientiert: Bedarfe und Anforderungen aus Sicht von jungen Menschen mit Erfahrungen in Pflegefamilien und Wohngruppen (erster Tag) 
Careleaver-Zentrum Thüringen und CLiK-Careleaver im Kyffhäuserkreis                                          

Um Careleaver*innen einen chancengerechten Übergang in ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen, brauchen sie eine individuell angemessene Unterstützung und Förderung unter Berücksichtigung ihrer persönlichen Ziele und Wünsche. Dazu ist eine enge sozialraumorientierte Kooperation von Erziehungshilfe, Schule, Jugendsozialarbeit und sonstigen Institutionen und Professionen im Übergangsbereich notwendig. Die Träger der freien und öffentlichen Jugendhilfe tragen hier – gesetzlich festgeschrieben - eine besondere Verantwortung.  Wir diskutieren gemeinsam mit Ihnen Themen wie Existenzsicherung durch abgestimmte, rechtskreisübergreifende Förderung, bedarfs- und altersgerechte sowie flexibel gestaltbare Unterstützungs- und Wohnangebote oder Anlaufstellen, die unabhängige Beratung und Begleitung sowie emotionalen Rückhalt und gerechte Teilhabe sichern.  
“Weil eigenständig nicht heißt, allein gelassen zu werden” (Brückensteine Careleaver).


Workshop 14  M | D : Integrierte Hilfesettings - stationäre und ambulante Hilfen verweben
Angela Bauer, heilpädagogisch-psychotherapeutische Kinder- und Jugendhilfe e.V.

Stationäre Hilfen brauchen einen Rahmen, um den Bewohner*innen ein Zuhause zu bieten. Ambulante und flexible Maßnahmen damit zu verbinden, steht sich oft im Weg. Wir wollen einen Ansatz vorstellen und gemeinsam diskutieren, wie es möglich sein kann, die Hilfeformen zu einem bedarfsgerechten Setting zu verweben. 

- Welche Strukturen, Ressourcen und Haltung sind notwendig 

- Was fehlt, um die noch bestehenden Grenzen zu überwinden

 

Workshop 15  M | D : Wie können ambulante und stationäre Jugendhilfeangebote gemeinsam sozialraumorientiert gestaltet werden? Ein Praxisbeispiel aus Rosenheim
Susann Schauer-Vetters, Nicole Brabandt (Diakonie Rosenheim), Wilhelmine Hansen (Kinderheim Schöne Aussicht Rosenheim)

Die Versäulung der Angebote in der Kinder- und Jugendhilfe lässt den Raum zwischen zuständigen Stellen häufig wie unüberwindbare Hürden wirken. 

Zusammen mit Ihnen wollen wir an einem Praxisbeispiel aus Rosenheim erarbeiten, wie diese Räume überwunden und Synergien genutzt werden können, sodass Familien gestärkt und nachhaltig unabhängig leben können.