Tagesgruppen tagung

Vorträge und Foren

 

Vortrag und Forum 1
Regeln in der sozialpädagogischen Arbeit: Norm, Sanktion und Verhandlung sowie Macht und Arbeitsbeziehung
Prof. Dr. Holger Schmidt (FH Dortmund)

Der Vortrag will ein Verständnis dafür vermittlen, dass Regeln soziale Normen sind, die im Alltag eines gesellschaftlichen Prozesses entstehen und reproduziert werden. Dabei sind soziale Normen unweigerlich mit Sanktionen verbunden. Gleichzeitig werden normative Orientierungen in der Gesellschaft zunehmend pluraler. In der Sozialen Arbeit werden soziale Normen und die Abweichung davon zumeist durch eine Verhandlung bearbeitet.
Im Anschluss wird die Dimension „Macht und Arbeitsbeziehung“ im Kontext von Regeln im pädagogischen Alltag beleuchtet werden. Um soziale Normen zu reproduzieren und Grenzen zu ziehen, ist Macht notwendig. Machteinsatz entspricht jedoch nicht sozialpädagogisch professionellem Handeln und birgt zudem das Risiko eines Missbrauchs. Daher ist es notwendig, in der Sozialen Arbeit eine Arbeitsbeziehung aufzubauen, die durch ein gegenseitiges Machtgefälle geprägt ist.

Beides zusammen wird im praxisorientierten Forum gemeinsam mit den Teilnehmer*innen vertieft.

 

Vortrag und Forum 2
Emotionale und soziale Entwicklung von Kindern im Grundschulalter
Prof. Dr. Charlotte Hanisch (Universität zu Köln)

Laut der BELLA Studie, einer repräsentativen Erhebung zur psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland, leiden ca. 20 Prozent aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland unter psychischen Belastungen oder sog. „Auffälligkeiten“, die im pädagogischen Alltag häufig als herausfordernd klassifiziert werden. Um Kinder und Jugendliche angemessen in einer Tagesgruppe unterstützen zu können, benötigen pädagogische Fachkräfte ein umfassendes entwicklungspsychologisches Wissen. Der Vortrag verbindet Grundlagen zur Entwicklungspsychologie des Kindesalters mit der Perspektive psychischer Grundbedürfnisse. Es wird ein Modell zur Stärkung kindlicher Entwicklung vorgestellt, das eine Balance zwischen Bindung, Steuerung und Unterstützung beim Umgang mit schwierigen Gefühlen vorsieht. Im anschließenden Forum praxisbezogene Anregungen für das Handlungsfeld Tagesgruppe vorzustellen, damit Kinder in ihrer emotionalen und sozialen Entwicklung unterstützt und gefördert werden können.

 

Vortrag und Forum 3
Arbeiten mit Kindern psychisch erkrankter Eltern
Dr. med. Michael Hipp (Arzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie)

 

- fällt krankheitsbedingt aus - 

Psychische Belastungen und/oder Erkrankungen von Eltern bzw. Elternteilen wirken sich häufig auch auf Kinder und weitere Familienmitglieder aus. So kann es dazu kommen, dass Kinder Bewältigungsstrategien und Bindungsmuster entwickeln, die in den Organisationsstrukturen von Erziehungshilfe-Einrichtungen und im Alltag von Fachkräften als herausfordernd erlebt und in der Folge als auffällig oder störend etikettiert werden.

Der Vortrag zielt zunächst auf das Verstehen von Problemlagen und Handlungen der Eltern in ihrer Auswirkung auf deren Erziehungskompetenz und damit einhergehende mögliche Belastung für Kinder. Im Anschluss daran werden die institutionellen Rahmenbedingen und Anforderungen an Professionalität dargestellt, die es braucht, um passgenaue Hilfen zu ermöglichen und Familien nachhaltig zu entlasten. Ergänzend werden Methoden der vertrauensbildenden Beziehungsgestaltung zu den Eltern und den Kindern sowie der videogestützten Förderung der Eltern-Kind-Interaktionen vorgestellt.

Im anschließenden Diskussionsforum erfolgt eine praxisorientierte Reflexion und Vertiefung der Möglichkeiten und Anforderungen an die Arbeit mit Kindern psychisch erkrankter Eltern im Alltag der Tagesgruppen.